Ehrenbürger Joseph Elven


Bei der Durchsicht der Auszüge aus den Gemeinderatsprotokollen stößt man bei dem Datum 3. Dez 1936 auf folgende Eintragung:

Elven, Ehrenbürger

Der Bürgermeister widmet dem am 30. Nov. 1936 verstorbenen Ehrenbürger Joseph Elven, Major a. D. wohnhaft gewesen in Stuttgart einen Nachruf.


Wer war dieser Joseph Elven?

Alten Schömbergern kommt sicher sofort die schöne alte Villa am Ortsausgang Richtung Liebenzell in Erinnerung. Dieses Haus im Besitz der Psychosomatischen Klinik trägt heute noch den Namen „Elven“ und wird im alten Stil liebevoll erhalten. Wenn man in Jubiläumsbroschüren weiter sucht, erhält man in Berichten über die Anfangszeit des Darlehenskassenvereins den Hinweis, dass Oberleutnant Elven 1904, im zweiten Jahr nach der Gründung den Vorsitz des Vereins von Pfarrer Siegel übernommen hat.



Wann hat nun Joseph Elven diese Ehrenbürgerwürde erhalten und warum?

Im Gemeinderatsprotokoll vom 8. Okt. 1910 steht folgende Eintragung:

Im Laufe des Monats verläßt Herr Oberleutnant Elven die hiesige Gemeinde um nach München überzusiedeln. Elven ist 7 Jahre Mitglied des Gemeinderats und Mitglied verschiedener Kommissionen gewesen. Insbesondere war er ein wohltätiger Mann. So war er Mitbegründer der Kleinkinderschule und hat diese dadurch lebensfähig gemacht, daß er mehr? Beiträge leistete.

In Anerkennung all seiner Verdienste wir auf Vorschlag des Vorsitzenden beschlossen:

  1. Oberleutnant Elven das Ehrenbürgerrecht zu erteilen und ihm eine künstlerisch gestaltete Urkunde hierüber zuzustellen.

  2. Demselben diesen Beschluß durch eine Deputation mitzuteilen.



Was ist sonst noch über Joseph Elven bekannt?

Er wurde am 3. Febr. 1872 in Köln geboren. Urkundlich erwähnt wird er in Schömberg zum erstem Mal durch den Kauf des Grundstücks (Flst. Nr. 231) am 22. Juni 1900. Bald darauf hat er das schöne Haus erbaut, das seinen Namen trägt. Wann er nach Schömberg kam ist nicht bekannt. Im Verzeichnis der im Gemeindebezirk wohnenden Gemeindebürger (B5) ist er nicht aufgeführt. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit könnte man annehmen, dass er lungenkrank war und aus diesem Grund nach Schömberg gekommen ist. Auf jeden Fall hat er sich sehr bald in das Gemeinschaftsleben von Schömberg eingebracht und ist dort auch angenommen worden.

1903 wurde er zum ersten Mal und 1909 wieder in den Gemeinderat gewählt. 1904 übernahm er den Vorsitz des Darlehenskassenvereins bis zu seinem Wegzug. In diesem Zeitraum wurde in Schömberg eine Kleinkinderschule gegründet. Dieses Thema bedarf noch einer eigenständigen Forschung. Hier sei nur erwähnt, dass es diese Kleinkinderschule schon vor der Gründung des Kleinkinderschulvereins (1911) und dem Bau des Kleinkinderschulgebäudes an der Herdgasse (1912) gab. Laut einem Hinweis im Gemeinderatsprotokoll vom 17. Nov. 1909 war die Kleinkinderschule gut besucht, ja überfüllt.


Joseph Elven zog Ende des Jahre 1910 nach München. Was die Gründe für diese Umsiedlung waren wissen wir nicht. Ganz kurzfristig kam diese Entscheidung wahrscheinlich nicht, da er sein Haus schon 1908 von einem Gemeindeausschuß hat schätzen lassen. Verkauft hat er dieses Haus 1920 an die „Neue Heilanstalt“. Die Klinik hat hier wohlhabende Gäste untergebracht wie z. B. den Enkel des indischen Literatur-Nobelpreisträgers Tagore. Dieser soll mit seinen Begleitern das ganze Haus bewohnt haben. In alten Plänen gehört zu diesem Haus ein großer Park, den man heute noch in Ansätzen erkennen kann.

Über den weiteren Lebensweg von Joseph Elven wissen wir nichts. Er war zuletzt wohnhaft in Stuttgart und verstarb wie oben erwähnt 1936. Er hinterließ seine Frau Margarete geb. Dertinger.


Wolfgang Obert, 2011 abgedruckt im Heimatbrief 2001

Quellen: Gemeinderatsprotokolle, Grundbücher, Chronik Darlehenskasse, Erzählungen